Im Norden Tirols tiefgraue Wolken, am Brenner die Wetterscheide, im Süden lockt (etwas) Sonne. Was liegt näher, als 9,50€ für die Maut der Brenner-Autobahn zu zahlen und binnen 70 Minuten am Bahnhof Sterzing zu parken.
Es geht darum, das Turbo Levo auszuprobieren. In der Nacht zuvor hatte es ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben, vor allem, es war kalt (-8°C), sodass der Untergrund genug Tragfähigkeit haben sollte. Die Erfahrung vom Vortag mit heftigem Tauwetter und unfahrbar weicher, wegbrechender Schneeauflage in Nordtirol hatte mich sensibilisiert.
Fatbike-Touren-Fahrer müssen wohl noch ohne eigene Tourenangebote auskommen, also selber recognoszieren und probieren. Ein kurzer Google-Versuch mit "Fatbike Portal" hat dies bestätigt; und zu einem lustigen Video geführt:
Sterzing liegt auf 940m.
Ein mit komoot festgelegter Track über schmale Wanderwege stellt sich nach wenigen hundert Metern als völlig zugeschneit heraus, nicht fahrbar. Also zurück auf Start und die Autostraße über Flaines (übrigens sehr schön kurz über Sterzing, abseits und sonnig gelegen) und Schmuders sowie Braunhof Richtung Prantneralm nehmen.
Auf Höhe 1440m geht die schneefreie Straße über in die naturbelassene, schneebedeckte und zum Rodeln gewalzte Forststraße.
500 Hm auf asphalt mit 110 watt Motor + 190 watt fahrer-leistung
Die Rodelstrecke beginnt bei 1440m Höhe und endet an der Prantneralm mit 1800m, das ergibt 360 Hm wunderschöne gewalzte Schneedecke.
360 hm auf rodelfahrbahn mit 230 watt motor + 150 watt fahrer-leistung
Auf der Asphaltstraße bin ich mit der Eco genannten kleinsten Unterstützung (20%) gefahren, entsprechend habe ich mich körperlich "normal" angestrengt. Das Diagramm zeigt meine Leistung mit rund 190 Watt.
JETZT KOMMT DER INTERESSANTE TEXT!!!
Auf der Schneedecke musste ich häufig aufmerksam lavieren. Vor allem das Vorderrad dreht auf weicheren Stellen leicht weg und muss mit Gewichtsverteilung nach vorne unter Kontrolle gehalten werden. Ich sitze so mehrmals viele hundert Meter auf der allervordersten Ecke des Sattels. Aber auch das Hinterrad drohte manchmal sich in weichere Schneeflecken einzugraben. In solchen Fällen muss sofort deutlich (!) mehr Drehmoment verfügbar sein, um die Karre weiter in Bewegung zu halten und gegen den Widerstand aus dem Loch herauszukurbeln. Daher musste ich auf der Schneedecke durchgehend in der mittleren Unterstützung, Trail genannt, fahren. Da haben sich für mich die 40% als genau richtig herausgestellt.
Ich konnte die gesamte Strecke von circa 4 km Länge und 360 Hm komplett durchfahren! Sehr erfreulich, und natürlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht!!!
Das Diagramm zeigt meine Leistung mit rund 150 Watt. Im Vergleich zur Asphaltstraße habe ich also auf Schnee etwas geringeren Krafteinsatz dem Vortrieb gewidmet, dafür stand aber auch meine Balancearbeit ganz im Vordergrund.
auf Asphalt
auf Schnee
Motor-Leistung
110 Watt
230 Watt
Fahrer-Leistung
190 Watt
150 Watt
System-Leistung
300 Watt
380 Watt
Die Gesamt (System-) Leistung ist auf Schnee wegen des großen Rollwiderstandes um 80 Watt höher erforderlich.
Auf Schnee brauche ich eine höhere Motor-Unterstützung, um ungefähr 40 Watt in die Balance-Arbeit zu stecken (ist natürlich dem Motormanagement nicht bekannt und folglich im Diagramm nicht direkt sichtbar); ich drücke also auf Schnee nur mit 150 Watt in die Pedale. Der Motor muss folglich im Schnee das Bike-Gewicht (22kg) mit 110 Watt und den schneebedingten zusätzlichen Rollwiderstand mit 80 Watt + den Balance-bedingten Wegfall eines Teils meiner Muskelarbeit mit 40 Watt aufbringen (110+80+40 = 230 Watt). Klar, oder?
wie lange hält der akku?
Das ist ja auf der Tour die Frage aller Fragen, hört man so.
Also: Es hat einen Rest von 44% angezeigt, demnach 56% verbraucht für 22 km und 920 Hm, davon 360 Hm im Schnee (Faktor 1,3 => 460 Hm - bedeutet bei normalem Untergrund käme man 100 Hm höher; gesamt wären es dann 1.020 Hm).
Bei meiner Fahrweise müssten also drin sein:
Formel 1020 / 56 x 100 = 1820 Hm bei normalem Untergrund.
Und bei reinem Schneebetrieb 1820 / 1,3 = 1400 Hm.
*** Noch was: Das Ladegerät wiegt 880 gr, also gerade mal soviel wie eine knapp gefüllte Wasserflasche. Die kommenden E-Mehrtagestouren werde ich halt mit einer Stunde Mittagspause an einer geeigneten Hütte planen. In 1 Std. lädt die Batterie um 30%-Punkte auf, das sind doch (kurz gerechnet...) zusätzliche 540 Hm, für den Gesamttourentag stehen dann 2360 Hm zur Verfügung. Das muss ich bald mal ausprobieren...
Am besten bei einer Gardasee-Umrundung nach den Uli Stanciu-Tracks aus www.bike-gps.com. Hier die große GardaRonda:
fazit zum e-bike
Rentiert sich jetzt der ganze Aufwand? Kann man nicht auch einfach den Rodel nehmen? Oder gleich die Tourenski? Tja- da muss jeder seine eigene Antwort finden. Für mich steht außer Frage: E-Biken hat sowohl im Uphill als auch im Downhill den eindeutig größten "Dauergrins-Faktor"!!! Wer es noch nicht glauben mag, der findet hier einen wissenschaftlichen Beweis:
Auszug aus dem Artikel "Ist E-Mountainbiken cheaten?" aus E-Mountainbike 03/2016 (to cheat = mogeln)
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Hier findest Du das beste E-Bike für Dich:
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